Andreas Weidner: Ein Mann findet seine Zeche
Mitte 2015 entdeckte der mittelständische Unternehmer Andreas Weidner die stillgelegten Schachtanlagen 3/4/7. Aus anfänglicher Skepsis wurde Enthusiasmus. Hier erzählt der Geschäftsmann, wie er der leerstehenden Zeche neues Leben einhauchte.
An einem schönen Tage im Jahre 2014 beschloss ich, an einer Veranstaltung der Wirtschaftförderung Herten teilzunehmen. Es ging um die wirtschaftliche Zukunft, die Unternehmer in Herten und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Dabei habe ich dann bei einer Wortmeldung eine kleine Brandrede gehalten und beispielsweise kritisiert, dass die Unternehmer auf dem Podium (u.a. der Vertreter eines Altenpflegebetriebs und ein Handwerker) ja eigentlich keine Unternehmer sind. – Eine provokante Behauptung, die jedoch im Publikum einigen Zuspruch fand.
Ein Unternehmer ist jemand, der etwas unternimmt. Er entwickelt Produkte, er konzipiert, produziert und ist kreativ.
Nach der Veranstaltung unterhielt ich mich im kleinen Kreis mit unserem Bürgermeister Herrn Paetzel und mit Frau Wiering von der Wirtschaftsförderung. Als sich das Gespräch auf das brachliegende Zechengelände richtete, forderte mich Frau Wiering heraus: Da ich soeben ja vollmundig mehr Unternehmermut gefordert hatte, sollte ich diesen nun selbst unter Beweis stellen und darüber nachdenken, meine Firma auf dem Zechengelände anzusiedeln.
Jetzt zu kneifen wäre feige gewesen. Daher sagte ich zu, dass wir uns ja mal die Gebäude auf Schlägel und Eisen ansehen könnten.
Zu groß, zu unpraktikabel, zu teuer
Gespannt machte ich mich in der nächsten Woche auf den Weg, die stillgelegte und vor sich hin schlummernde Zeche zu entdecken. Mein erster Eindruck: Zu groß, zu unpraktikabel, zu teuer, zu alt. Auch meine Eltern, mein Bruder und viele meiner Freunden haben massiv abgeraten.
Aber in der darauffolgenden Zeit dachte ich doch immer häufiger an die faszinierende Athmosphäre, an die Ausstrahlung und die Majestät dieser alten Zeche, die ich ja auch von Kindesbeinen an, zumindest von außen, gut kannte. Ein Bild, eine Vision nahm immer konkretere Gestalt an. Wiederholt ging ich alleine auf dem Gelände auf Erkundungstour. Ich beobachtete, entdeckte – morgens, abends, nachts.
Ein Prozess kam in Gang, der sich nicht mehr stoppen ließ. Ich entwicklete Pläne, sprach mit der Wirtschaftförderung, der Entwicklungsgesellschaft, dem Bürgermeister, dem Stadtbaurat und befreundeten Unternehmern. Schließlich stand mein Entschluss fest: Du willst es machen!
Ein unglaublicher Haufen Arbeit
Reichlich Erfahrung hatte ich ja in den letzten zehn Jahren schon bei der Sanierung von drei schönen alten Gebäuden der Jahrundertwende gesammlt. Daher konnten wir das Unter- und Erdgeschoss des ehemaligen Verwaltungs- und Kauen-Gebäudes relativ zeitnah erschließen. Es wurden Räume entrümpelt, eingetretene alte Türen wurden repariert, Schmierereien wurden entfernt und Elektroanlagen überholt. Nach Abschluss dieses ersten Bauabschnitts, ist die Zeche heute im Bereich des ehemaligen Verwaltungsgebäudes der Firmensitz meines Unternehmens.
Da wir jedoch nicht das gesamte Areal nutzen können, fragte ich meine alte Freundin Kathi Schmidt, ob wir gemeinsam die ehemaligen Kauen- und Duschräume im Obergeschoss künstlerisch erschließen wollen. Kathi war gleich begeistert. Als Kunstpädagogin und ehemalige Vorsitzende eines Kunstvereines hatte sie schon öfters Ausstellungen in alten Industriebauten realisiert.
Und genau an diesem Punkt stehen wir heute: Entstehen könnte eine Kunstschule, ein Sportfeld, ein Restaurant oder ein Museum. Jedenfalls wollen wir die Bergbaugeschichte des Ortes würdigen und weite Teile der ehemaligen Schachtanlage für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Ich freue mich auf die vielen spannenden Dinge, die vor uns liegen.